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Liebe Grüße Kerstin

Aus alter Jeans mach: Yeah // Bridge&Tunnel

4. November 2018

Über die Sache mit der perfekten Jeans, Thema: Nachhaltigkeit und was das alles mit dem stylish sozialen Label Bridge&Tunnel zu tun hat!

Ich mag Jeans. Andere Stoffhosen & Co. haben es bei mir eher schwer. Die sind nicht so bequem, knittern unendlich schnell und haben für mich das Prädikat: unpraktisch. Deswegen hab ich von dem Denimstoff auch ein paar im Schrank, aber die Suche nach dem perfekten Schnitt und der richtigen Passform ist jedes Mal ein kleines Drama. Viele Leute mögen ja einkaufen. Vor allem Mädels. Ich kann gut und gerne von mir behaupten, dass ich Jeans kaufen definitiv hasse. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass es einem die Industrie alles andere als einfach macht das richtige Teil zu finden. Die Größen sind ja bei jeder Marke unterschiedlich. Bundweite XX fällt mal so und mal so aus.

Ich hatte sogar schon den Fall, dass zwei gleiche Größen und Schnitte einer Marke so unterschiedlich ausfielen, dass da locker zwei Größen dazwischen waren. Die eine war gefühlt eher so ne Kniehose. Da hätte ich die gut tragen können von der Weite her ;) Ahhhh. Da könnte ich einfach verrückt werden!

Zudem ist das Ganze ja auch immer so vom jeweiligen Trend abhängig. Heute gibt es 7/8 Hosen, morgen ausschließlich mit Löcher oder sollte ich eher sagen: Löcher mit bisschen Hose?, übermorgen: superduperhyperskinny und nächstes Jahr ziehen wir den coolen alten Baggystyle wieder aus der Schublade. Alles cool, aber wenn man jetzt ein Teil ohne Löcher will und das ist gerade total angesagt, dann wirds schwer. Sehr schwer sogar.

Aber wenn ich dann mal eine gefunden habe, die wirklich passt und auch noch gut aussieht, dann sind wir best friends! Das ist dann wie so ne zweite Haut, die mit einem - soweit es die Dehnbarkeit des Stoffes zulässt - durch dick & dünn geht. 

 In the right denim, a girl can conquer the world.

Razelle T

Gefühlt hielten die Hosen früher länger. Bilde ich mir das nur ein oder ist das wirklich so? Da hat man mal so einen best buddy gefunden, ein paar Abenteuer erlebt und dann reißen die an den unmöglichsten Stellen! Am liebsten würde man die dann einfach wieder zusammentackern. Manchmal kann man da auch noch was machen und sie hält noch ein bisschen, aber man weiß schon, dass der Abschied bald kommen wird. Und dieser Moment ist grausam, denn dann muss man eine Neue suchen und das ganze Drama beginnt von vorn...

Das Schlimme ist, dass meist 98% des guten Teiles ja noch in Ordnung sind. Zudem werden die ja oft einfach ausgemustert, weil die Löcher eben laut Mode-Styleguide jetzt nicht mehr "In" sind. Und in punkto Nachhaltigkeit ist das frühzeitige Entsorgen absolut fahrlässig: Rund 8000 Liter wird für die Herstellung einer Denimhose mit 800 g Gewicht benötigt. Verantwortlich für den extrem hohen Verbrauch ist der aufwändige und wasserintensive Anbau von Baumwolle aus dem der Jeansstoff gefertigt wird. Dabei kann man aus der Nietenhose noch so richtig stylishe Sachen machen. Das beweisen Bridge&Tunnel aus Hamburg. Sie fertigen unglaublich tolle Sachen daraus, stehen für soziales Engagement und ich freue mich total, dass die beiden Gründerinnen hier mit von der Partie sind. Applaus, Applaus! Hey, ho - let's go!


Interview mit Constanze Klotz und Hanna Charlotte Erhorn von Bridge&Tunnel

Beschreibt den jeweils anderen mit drei Worten!

Conny über Lotte: erfinderisch, unerschrocken, bester Humor ever
Lotte über Conny: mutig, visionär, Kombinationsrakete

Wie entstand Euer Labelname Bridge&Tunnel? Hat dieser eine konkrete Bedeutung?

Aber hallo! Unsere Werkstatt liegt im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Ob man es glaubt oder nicht: Wilhelmsburg ist tatsächlich eine von den Elbarmen umschlossene Insel, die man nur durch den alten Elbtunnel oder eine Brücke erreichen kann. Insofern bezieht sich unser Labelname zum einen auf unseren Standort. Zum anderen ist er ein tolles metaphorisches Bild für unser Anliegen, Brücken oder Tunnel für Menschen zu bauen, die es schwer haben, auf dem regulären Arbeitsmarkt unterzukommen.

Wie haben Bekannte / Freunde auf Eure Idee zu Beginn reagiert?

Eigentlich haben alle, denen wir davon erzählt haben, durchweg begeistert reagiert! Jeans hat schließlich wirklich jeder im Schrank, daher war die Idee schnell greifbar, dass wir alten Lieblingsjeans ein neues Leben als Designpiece verpassen wollen. Die Idee, ein eigenes lokales Produktionsteam zu schaffen, war schon kniffliger. Produktion ist mittlerweile so weit weg von uns, dass sich viele kaum vorstellen können, das Thema wieder zurückzuholen.

Euer Motto lautet "We design society". Könnt Ihr erklären was das für Euch bedeutet und wie Ihr das umsetzt?

Wir versuchen bei Bridge&Tunnel 2 Dinge zusammen bringen, die uns am Herzen liegen. Ein Fokus liegt auf der Wertschätzung von Textil, in unserem Fall sind das Jeans, die obwohl sie sehr unnachhaltig produziert werden, massenhaft weggeschmissen werden, obwohl man noch so viel mit ihnen anfangen kann. Unser zweites Thema ist die Wertschätzung der Ressource Mensch. Bei uns sind das Menschen, die aufgrund von verschiedenen Handicaps (Alter, fehlende Qualifikation, fehlende Deutschkenntnisse, Gehörlosigkeit) keinen Job finden und damit durch alle Raster fallen, obwohl sie handwerklich sehr talentiert sind. Alles in einem kurzen Satz zu erklären war relativ schwierig. Deshalb finden wir unseren Claim „we design society“ so toll und passend! Wir möchten zeigen, dass jeder Mensch etwas kann – und zwar unabhängig von Zeugnissen oder Diploma. Diese Wertschätzung von Menschen, die sonst durch alle Raster fallen, leisten wir mithilfe von Design. Wir möchten hochwertiges, professionelles Design fertigen, dass auf eine sozial faire und nachhaltige Art und Weise entsteht und damit Gesellschaft verändert.

Stellt doch kurz zwei Leute aus Eurem Team vor. Wie kamen diese zu Euch? Wie war der Weg bis zu ihrer heutigen Stelle innerhalb von Bridge&Tunnel?

Aktuell arbeiten 5 Menschen bei Bridge&Tunnel. Unsere Näherinnen und Näher stammen aus insgesamt 5 Ländern und haben verschiedene Handicaps, die es ihnen schwer gemacht haben, auf dem regulären Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Alle verbindet aber, dass sie granatenmäßg nähen können – und das unabhängig von Diploma oder Zeugnissen. Zum Team gehören eine russischstämmige gehörlose Näherin, ein afghanischer Herrenschneider, zwei Frauen mit indischem und kurdischen Hintergrund, die schon viele Jahre in Deutschland leben, aber durch Kinderbetreuung, fehlende Ausbildung und mittelmäßige Sprachkenntnisse keinen Job finden konnten sowie eine Bekleidungstechnikerin mit türkischen Wurzeln, die das Team anleitet.

Die Rekruitierung unserer Mitarbeiter und Praktikanten läuft sehr viel über Multiplikatoren. Sobald zB ein Praktikumsplatz wieder frei ist, streuen wir die Info über Sprachschulen, Vereine etc. Für unsere festangestellten Mitarbeiten haben wir zudem eine enge Kooperation mit dem Jobcenter, die uns ebenfalls geeignete Kandidaten zusenden. Interessierte laden wir dann zu einem Probenähtermin ein, um zu schauen, wie es um die Qualifikation und auch die Sprachkenntnisse steht. Für uns haben Zeugnisse wenig Relevanz, uns interessiert das tatsächliche Können an der Nähmaschine.

Ihr habt ein multinationales Nähteam aus der Türkei, Afghanistan, Indien, Polen, Russland und Deutschland. Welche Schwierigkeiten gibt es da im Alltag zu meistern? Oder läuft immer alles wie geschmiert? Erzählt doch mal.

Unser Arbeitsalltag ist alles andere als alltäglich. Unser multinationales Produktionsteam verbringt den Großteil seiner Zeit natürlich in der Fertigung, daneben tauschen sie sich aber auch viel aus und üben Deutsch - Werkstattsprache bei uns. Sei es bei der Besprechung von Produktionsaufträgen oder beim täglichen gemeinsamen Mittagessen. Die verschiedenen Lebenshintergründe empfinden wir als absolut bereichernd. Es passiert auch relativ häufig, dass wir bei privaten Belangen unseres Teams aushelfen, z.B. bei der Suche nach einer neuen Wohnung oder der Übersetzung von Behördenpost, das ist sicherlich eine Besonderheit unserer Arbeit.

Herausforderungen gab es lediglich am Anfang in Bezug auf unterschiedliche Hierarchievorstellungen, die sicherlich mit den kulturellen Hintergründen des Teams zusammenhängen. Wir haben bei uns bewusst sehr flache Hierarchien, da mussten einige z.B erst lernen, dass es in Ordnung und sogar gewünscht ist, die eigene Meinung einzubringen.

Thema: Startup: Was lief bisher nicht so wie geplant? Und wie habt Ihr das gelöst? Nähkästchen-Stories ausdrücklich erwünscht!

Wenn man - wie wir mit Bridge&Tunnel - ein Social Business gründet, führt man eigentlich zwei Unternehmen zugleich. Einerseits bewegen wir gesellschaftliche Themen, andererseits sind wir den gleichen Marktherausforderungen ausgesetzt wie klassische, rein wirtschaftlich agierende Labels. Konkret bedeutet das, dass wir als Fair Fashion Label nicht mit den Preisen von konventionellen Fast Fashion Labels mithalten können, die günstig in Fernost produzieren, während wir faire, tarifliche Löhne in Deutschland zahlen. Der Wert von Arbeit ist in der Fashionbranche aber sowieso stark in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb betonen wir gern, dass unsere Produkte keineswegs zu hochpreisig, sondern herkömmliche Produkte einfach zu günstig sind. Dieses Kommunizieren ist schon eine krasse, tägliche Herausforderung!

Transparenz wird bei Euch ganz groß geschrieben. Auf Eurer Webseite kann man nachkucken wie sich die Verkaufspreise zusammensetzen. Gibt es für so viel Offenheit (was ja total super für den Verbraucher ist) auch Kritik aus der Modeindustrie? Wie sind da die Reaktionen?

Für uns ist Transparenz etwas ganz Natürliches, denn wir haben nichts zu verbergen. Bislang haben wir für das Offenlegen unserer Preise auch nur positives Feedback geernet. Bis hin zur Frage, warum unsere Marge eigentlich so miniklein ausfällt, die müsste doch – im wirtschaftlichen Sinne – eigentlich größer sein. Aus der großen weiten Modeindustrie gab es darauf bislang keine Reaktionen. Ich glaube dafür sind wir einfach zu klein.

Wie entsteht bei Euch ein neues Produkt? Wie läuft das genau ab?

Gemeinsam überlegen wir, was für eine Art von Produkt wir unserem Portfolio hinzufügen wollen. ZB haben wir im Frühsommer einige neue Interior Produkte wie Kissen und Plaids gelauncht, weil wir total Lust auf das Thema hatten und Denim sich dafür supertoll eignet. Die Entwicklung des Designs liegt dann bei Lotte. Sobald das Design steht geht das Produkt in die Produktion. Inzwischen haben wir sehr klare Abläufe und Zuständigkeiten etabliert, wir fertigen meist immer gleich mehrere Exemplare desselben Produkts: zuerst wird der Zuschnitt und die Komposition der einzelnen Denim-Farben durch unsere Anleiterin gemacht. Dann werden die einzelnen Arbeitsschritte an die Näher und Näherinnen verteilt. Denn jede und jeder kann bestimmte Sachen besonders gut und schnell und fertigt meist nicht das gesamte Produkt, sondern nur einzelne Schritte. Zuletzt werden die Einzelteile noch einmal gebügelt und durch eine Person zum Endprodukt zusammengefügt. Diese Person unterschreibt dann auch auf dem Waschetikett – eine kleine Besonderheit in unseren Produkten, die zeigen soll, dass keine Maschinen, sondern echte Menschen unsere Produkte umsetzen und ein Zeichen für unsere Kunden, dass sie ein absolutes Unikat in den Händen halten. Am Ende folgt eine gründliche Qualitätskontrolle durch eine Anleiterin, bevor das Produkt dann ab in den Verkauf geht.

Was ist Euer aktuelles Lieblings-Bridge&Tunnel Produkt und warum?

Lotte liebt unseren Sweater DAMLA. Sie mag ihn besonders, weil das geometrische Muster die unterschiedlichen Jeansfarben so besonders strahlen lassen. Dabei ist er - je nach Kombi - sportlich und schick zugleich.

Conny liebt den Look der neuen Denim Kissen CHEVRON und LETTER. Egal ob im Wohnzimmer, im Flur oder im Schlafzimmer – Indigo Fans kommen hier voll auf ihre Kosten.

Ihr habt drei Wünsche frei was die aktuelle Modeindustrie betrifft. Was wünscht Ihr Euch?

1. Mehr Mut, von konventionellen Wegen abzuweichen!
2. Weg von dem vorherrschenden Kollektionsverständnis und vermeintlichen It-Pieces hin zu langlebigen, wertigen Lieblingsteilen!
3. Cooperation over Competition!

Auf was seid Ihr so richtig stolz?

Dass wir gerade unser 2. Jubiläum gefeiert haben! Ein Social Business zu führen kostet viel Kraft, setzt aber auch so viele positive Energien frei! Und wir sind fest entschlossen der Welt zu zeigen, dass – trotz aller verrückter Hindernisse und Anstrengungen - ein Social Business funktionieren kann.


Wo bekommt man diese mega coolen Sachen von Bridge&Tunnel?

Ihr findet das alles total mega? Kein Problem! Bridge&Tunnel hat einen Online-Shop. Geschenke, Weihnachten & Co. werden damit zum absoluten Kinderspiel. 
Im Bereich Taschen gibt es: Clutch, Handtasche, Festivalbag, Weekender, HipBag und Shopper. Wenn Ihr Euer zu Hause aufhübschen wollte, dann solltet Ihr Euch Teppich, Plaids und Kissen ankucken. Auf der Suche nach Accessoires? Dann hat Bridge&Tunnel folgendes im Angebot: Schlüsselband, Federmappe, iPad Sleeve, Laptop Sleeve, Augenkissen, Kabelträger und Fliege. In der Sektion DIY gibt es Schnittmuster für Aufbewahrungskorb, Rucksack, Stirnband und Kameragurt.

Und jetzt kommt noch der Oberknaller: Ihr könnt auch ein Denim-Unikat bekommen aus Eurer eigenen Jeans! Das heißt: Ihr schickt die alten noch guten Nietenhosen an Bridge&Tunnel und bekommt so beispielsweise einen Shopper daraus! Ist das mega, oder ist das mega? =)

Schlusswort

Was Bridge&Tunnel da auf die Beine gestellt haben, ist einfach derbe cool! Vielleicht unterstützt Ihr ja die beiden Mädels und Ihre internationale Truppe mit dem Kauf eines Weihnachtsgeschenkes. Damit habt Ihr nicht nur eine gute Wahl getroffen, sondern zeigt auch, dass Nachhaltigkeit gelebt werden muss. Oder Ihr setzt ein Zeichen gegen Fast Fashion und tragt die Jeans aus der letzten Saison doch noch ein bisschen. Wenn wir alle ein bisschen mehr an einem Strang ziehen, dann können wir da echt was bewegen!

Was ist Euer Lieblingsprodukt von Bridge&Tunnel? Welches steht auf Eurer Wunschliste?

Liebe Jeans-Grüße
Kerstin

PS: Hier gibt es noch etwas Bewegtbild von dem stylish sozialen Label!


Photo Credit: Bridge&Tunnel, Benjamin Hüllenkremer, Lisa Rothfuss

 

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