Gewürze fürs Auge und für die Seele // SoulSpice

23. September 2018

Über das Vegetarier Dasein, die Liebe zu Gewürzen und was das alles mit dem Label namens SoulSpice zu tun hat.

Es ist schon ein bisschen länger her, dass ich mich entschieden habe den vegetarischen Weg einzuschlagen. Mit 18 Jahren begann es mit einer Wette und ich bin dem Ganzen jetzt doch schon weitere 18 Jährchen treu geblieben. Also doch schon die Hälfte meines kleinen Lebens. Hui! Rückblickend war der Anfang vermutlich am Schwersten. Aufgewachsen in Bayern, geprägt von sonntäglichen Braten zu Hause, auf der Speisekarte der umgebenden Restaurants: Schnitzel in allen Variationen bis zum Horizont und fast täglich konfrontiert mit dem Vorurteil "Kind, das kann doch nicht gesund sein", hat man es nicht leicht. Das große Glück war allerdings, dass ich mit dem Studium in Hamburg meinen eigenen Haushalt wuppen musste und da kam dann eben nur das auf dem Tisch was ich so gut fand.

Anfangs war ich bei den vegetarischen Rezepten (ich als Kochanfänger - daheim selten geholfen ;) schon etwas am Verzweifeln, wenn es hieß, dass man das Ganze mit Salz und Pfeffer "würzen" sollte. Da kann der leckerste Gemüseauflauf schon mal ultra fad sein, wenn er als Gesellschaft nur Salz und Pfeffer bekommt. Puhhh. Die Gewürze, die man im Laden so fand, sahen aus als ob die da schon die letzten 10 Jahre gestanden hätten. Zusätzlich schlug einem beim Öffnen so eine kleine Staubwolke entgegen. Also - lecker sieht und riecht anders...

Zum Glück hab ich irgendwann am Wochenmarkt einen kleinen Kräuter- und Gewürzestand entdeckt. Für mich: das Paradies auf Erden! Endlich schmeckte der Curry auch nach Curry und zudem gab es unterschiedliche Sorten davon. Und so langsam wurde das auch besser mit meinen Kochkünsten ;) Und nachdem irgendwann ziemlich viele Leute sich gerne in meine Studentenbutze selbst zum Essen eingeladen haben, musste ich natürlich immer viele gute Gewürze am Start haben. Seitdem bin ich großer Fan von diesen Sachen, die das Essen noch leckerer machen!

Bei meinem diesjährigen Hamburg Besuch habe ich die wunderhübschen Gewürze von SoulSpice entdeckt. Am liebsten hätte ich das ganze Sortiment gekauft! Ich stand gefühlte 30 Minuten vor dem Regal und konnte mich einfach nicht zwischen diesen einzigartigen Gewürzmischungen entscheiden. Jedes sah einfach unglaublich gut aus und roch gigantisch nach Afrika, Indien & Co. Ein paar davon wanderten in meine Tasche und als ich zu Hause war hab ich sofort die Gründer kontaktiert und sie um ein Interview für Oh Jaja gebeten. Ihre Produkte sehen nicht nur mega aus, sondern sie setzen sich für eine faire und transparente Lieferkette ein und nicht nur das: Lest selbst! Ich bin Fan. Richtig großer Fan von SoulSpice!

Welches Gewürz oder welche Gewürzmischung beschreibt Dich am besten und warum?

Pfeffer. Ich liebe den Geschmack von Pfeffer, für mich darf er auf (fast) keinem Gericht fehlen. Und es fasziniert mich immer wieder, wie unterschiedlich verschiedene Pfeffersorten schmecken können. Allein im südindischen Kerala gab es früher über 40 verschiedene Pfeffersorten, die alle etwas unterschiedlich in Geschmack, Aussehen, Vegetation waren. Leider sind diese – wie bei vielen anderen Kulturpflanzen auch – von modernen Hybrid-Sorten verdrängt worden, die zwar viel Ertrag geben aber recht monoton im Geschmack sind. Wir unterstützen ein Kleinbauernprojekt in Kerala, bei dem es darum geht alte, indigene Sorten wieder zu revitalisieren. Um auf den zweiten Teil Deiner Frage zu antworten: Pfeffer beschreibt mich auch ganz gut, weil ich eher emotional und temperamentvoll bin. Ich finde, da passt Pfeffer ganz gut….

Hattet Ihr schon immer ein Faible für Gewürze oder woher kommt diese Leidenschaft, die die Produkte ausstrahlen? Liegt es in der Familie?

Wir hatten schon immer ein Faible für Landwirtschaft und für gute Produkte, die fair Erzeugt sind. Wir sind überzeugt, dass man anders denken und arbeiten muss, als es viele Konzerne tun. Einseitiges Streben nach maximalem Profit ohne Rücksicht auf Verluste, ökologische wie soziale, führt die Menschheit zu den heutigen immensen Herausforderungen wie Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Artensterben, Ressourcen-Knappheit etc. Als uns klar wurde, dass wir gerne eine Startup gründen wollen, die besonders gute Produkte mit nachhaltiger Entwicklung in ärmeren Ländern verknüpft, haben wir uns Tee, Schokolade, Kaffee und Gewürze angeschaut und festgestellt, dass es bei Gewürzen noch kaum Marken gibt, die auf Transparenz, Bio and Gewinnbeteiligung für die Kleinbauern setzt. Daher haben wir uns für diesen Bereich entschieden. Wir möchten beweisen, dass es auch anders geht. Unsere Firma will die Profite mit allen Partnern in der Wertschöpfungskette teilen, die Umwelt schützen und Ressourcen schonen. Wir denken langfristig und nehmen deshalb keine Abkürzungen zum Erfolg. Wir machen keine Kompromisse bei der Qualität, bei den Produktionsbedingungen für die Bauern und beim Umweltschutz.

Wie kamt Ihr auf die Idee SoulSpice zu gründen? Was habt Ihr voher gemacht? Erzählt doch mal!

Siehe oben. Vorher haben wir beide bei Unilever gearbeitet, wo wir für die nachhaltige Beschaffung von landwirtschaftlichen Rohstoffen aus Entwicklungsländern verantwortlich waren. Weil wir dort zunehmend frustriet waren, dass Entscheidungen und Projekte in so einem großen Konzern zu lange dauern haben wir uns entschlossen, es selbst in die Hand zu nehmen.

Mit eurer stylishen Verpackung war es bei mir ja wie mit der Liebe auf den ersten Blick. Und Ihr habt zusammen mit der verantwortlichen Agentur dafür sogar den Europe Product Award bekommen. Welche Kriterien lagen Euch bei der Verpackung an sich und beim Design am Herzen?

Wir wollten unbedingt ein einzigartiges Design haben, dass die Besonderheit unserer Gewürze hervorhebt. Und es war uns wichtig, dass die Verpackung nachhaltig ist und die Qualität der Gewürze schützt. Mit Studio Grau haben wir eine tolle Agentur gefunden, die unsere Ansprüche an Design und Verpackung toll umgesetzt hat. Die Muster unserer Gläschen werden für jedes Gewürz individuell per hand gezeichnet und orientieren sich an Form, Geschmack und Herkunft des Gewürzes. So erzählt jedes Etikett schon eine Geschichte zum Gewürz. Bei der Verpackung ging es uns hauptsächlich um Umwelt und Qualitätsschutz. Glas schien uns hier ideal, weil es sich recyclen lässt und den besten Schutz für das Produkt bietet. Weil die meisten Gewürze sehr lichtempfindlich sind, haben wir das Etikett so gestaltet, dass es 95% des Glases abdeckt und nur ein kleines Sichtfenster bietet.

Wie kommen die Gewürze von den Bauern, die zum Teil tausende Kilometer entfernt wohnen, in diese hübschen Verpackungen? 

Die Gewürze kommen von den Kleinbauernkooperativen direkt und im ganzen in die Gewürzmanufaktur auf dem Sonnenhof in Wolpertshauen. Dort werden sie entweder als Einzelgewürze frisch abgefüllt oder bei Gewürzmischungen frisch vermahlen und gemischt. Es ist alles Handarbeit – vom Mahlen, Mischen über das Abfüllen und Etikettieren. So wird es zu einem produkt, dass von Anfang bis Ende in handwerklicher, liebevoller Arbeit hergestellt wird. Vom Bauern bis hin zu unseren Mitarbeitern, die die Gläschen befüllen und etikettieren.

SoulSpice steht für einen guten Geschmack und einen guten Zweck. Was genau bedeutet das für Euch? Irgendwie seid Ihr ja auch in Sachen Gewürz-Revolution (Stichwort: faire + transparente Lieferantenkette) unterwegs, oder?

Ja, total. Faire und transparente Lieferketten ist genau unser Stichwort :) Kurz gesagt bedeutet es für uns „Taste that Matters“: also guter Geschmack der fair und transparent ist. Wir beziehen unsere Gewürze von Kleinbauernkooperativen, die wir als langfristige Partner unterstützen. Wir gehen langfristige Abnahmeverpflichtungen mit unseren Bauern ein und garantieren einen fairen preis. So können sich unsere Bauern darauf konzentrieren, besonders hochwertige Gewürze von alten Sorten anzubauen. Diese haben oft einen geringeren Ertrag aber dafür mehr Geschmack. Dank des vereinbarten Preises müssen sie sich keine Sorgen machen, dass sie auf der Ernte sitzen bleiben und werden für den geringeren Ertrag kompensiert. Außerdem investieren wir 50% unseres Gewinns in soziale Projekte für die Kleinbauern und deren Familien. So wollen wir denen etwas zurück geben, von denen wir im Ursprung abhängen. Z.B. haben wir gerade ein Projekt in Sri Lanka begonnen, wo wir in den kommenden Jahren über Hunderttausend Euro investieren werden um Kleinbauern zu fördern.

Bei euren Gewürzen macht Ihr ja keine Kompromisse: reinste Gewürze direkt vom Bauern, regenerative Landwirtschaft, faire Bezahlung, soziales Engagement und höchste Bioqualität. Holla! Wie schwierig ist es mit diesen Ansprüchen im Gepäck auf dem Markt Fuß zu fassen? Gab es seit der Gründung auch mal schwierige Zeit wo Ihr etwas gestrauchelt seid?

So richtig gestrauchelt sind wir Gottseidank noch nicht, weil wir von Anfang an viel Nachfrage hatten und durch unseren eigene Laden in der Berliner Markthalle, unseren Onlineshop und mit Wiederverkäufern verschiedene Absatzbereiche haben. Trotzdem ist jeder Tag eine Herausforderung für eine kleine Startup wie SoulSpice. Aber wir sind froh, dass wir keine Kompromisse machen und haben das Gefühl, dass vielen Verbrauchern unsere Ziele am Herzen liegen: Guter Geschmack, dem man vertrauen kann. Vor allem, weil die Welt der Gewürze immer noch sehr intransparent ist und viel schlechte Qualität angeboten wird. Hier haben wir – glaube ich – eine ganz gute Nische gefunden.

Ihr investiert 50% Eures Gewinns in soziale Projekte Eurer Partner-Bauern vor Ort. Das ist total super! Erzählt doch mal von einem aktuell laufenden Projekt! Wo könnt Ihr da genau unterstützen?

Unser größtes Projekt aktuell ist in Sri Lanka, wo wir benachteiligte Bauern und deren Familien unterstützen ein bessere Einkommen zu bekommen. Wir helfen Ihnen bei der Bio-Zertifizierung, beim Anbau von alten Sorten und beim Qualitätsmanagement, so dass ihre Gewürze zu Spitzenprodukten werden. Da hängt viel dran und normalerweise tragen die Bauern da ganz alleine das Risiko beziehungsweise bekommen relativ wenig Unterstützung. Es ist natürlich viel einfacher, erst dann mit ihnen zusammen zu arbeiten, wenn sie bereits alle Zertifizierungen und gute Produkte haben. Wir wollen sie aber von Anfnag an unterstützen und bei der Entwicklung begleiten. Dafür investieren wir über 100.000 Eur in diese gemeinnützige Projekt. Außerdem unterstützen wir Projekte in Togo, Tanzania, Indien, Peru, Ecuador, Indonesien und Serbien.

Wenn Ihr ein "Herzstück" Eurer Arbeit nennen müsstet, was wäre das und warum?

Die gemeinsamen Projekte mit den Kleinbauern. Weil sie es sind, die mit viel Liebe und Leidenschaft unsere Gewürze anbauen.

Auf was seid Ihr stolz?

Hmm, Stolz ist ein großes Wort. Ich persönlich bin Stolz auf meine beiden Kinder, weil sie wie alle Kinder auf der Welt so wundervoll sind. Im Bezug auf SoulSpice wäre Stolz jetzt nicht das erste, was mir einfällt. Sondern eher Dankbarkeit, dass wir den Absprung aus der Industrie geschafft haben um etwas eigens aufzubauen, an das wir glauben.

Nennt drei Gewürze, die Eurer Meinung nach total unterschätzt werden, erklärt deren Superkraft und warum man diese unbedingt mal ausprobieren sollte!

Muskatblüte: die feinere Alternative zur Muskatnuss. Sie ist noch viel interessanter als Muskatnuss und man sollte sie unbedingt in Kartoffelbrei oder zu Käseraclette ausprobieren.

Piment: es vereint den Geschmack vieler Gewürze wie Zimt, Muskat, Nelke und Pfeffer. Ein wahres Geschmacks-Wunder. Es passt super zu Suppen, Braten und Eintöpfe.

Green Umami: eine Gewürz/Kräuter Mischung vom schweizer Veggie-Koch Pascal Haag mit absoluten Sucht-Faktor. Selbst meine Kinder – die sehr heikel mit ausgefallenem Essen sind – lieben es als gewürz-Dipp zu Rohkost und auf Salat.

Was ist Dein aktuelles SoulSpice Lieblingsgewürz und warum? Zu welchem Gericht passt es Deiner Meinung nach am besten?

Café de Paris: eine Gewürzmischung, aus der man im Handumdrehen eine tolle Kräuterbutter oder Sauce machen kann. Ich liebe es wegen seinem elegantem Geschmack zu Steak, Kartoffeln oder Gemüse und weil das Design im Coco Channel Style so viel Pariser Chic hat.

Im Online-Shop von SoulSpice gibt es alles was das Gewürze-Herz begehrt: einzelne Gewürze (Salz & Pfeffer, Chili & Paprika, Kräuter, Zucker & Co.), Gewürzmischungen (Fleisch & BBQ, Orientalische, Curry & Masala, Für Getränke, Veggie), zudem auch Bio-Tees und super schöne Geschenk-Sets für Foodie Freunde. 

Schlusswort

Jetzt wisst Ihr was Ihr dem Foodie-Freund zu Weihnachten schenken könnt ;) Ich finde es genial, dass SoulSpice in Zusammenarbeit mit Pascal Haag (schweizer Koch) eine neue Kollektion von Gewürzen speziell für die vegetarische Küche entwickelt hat. Damit muss kein  Gemüseauflauf mehr fad schmecken. Zudem ist das alles noch sozial, fair, hilft den Kleinbauern und macht das Essen einfach unglaublich lecker!  Mehr Gewürze für alle =)

Liebe Gewürz-Grüße
Kerstin

Photo Credit: SoulSpice

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